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Cannabis-Legalisierung – was haben Politik und Branche vor?

Schon seit Jahren arbeiten Verbände und auch die Branche auf die Legalisierung von Cannabis hin. Es scheint, dass dieses Ziel jetzt greifbar nah ist. Für den Sommer 2022 hat Karl Lauterbach, der neue Bundesgesundheitsminister, angekündigt, die medizinische Versorgung mit und die Legalisierung von Cannabis massiv voranzutreiben. Geplant sind Reformen und ein neues Gesetz, so die öffentlichen Ankündigungen von Karl Lauterbach Anfang Mai öffentlich in Berlin.

Legalisierung keine Ãœberraschung mehr

Diese Ankündigungen überraschen heute allerdings niemanden mehr. Das bislang Undenkbare ist in den Bereich des Möglichen gerutscht. Die Koalitionspartner haben sich im Koalitionsvertrag darauf verständigt, die „kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizenzierten Geschäften“ möglich zu machen.

Die eigentliche Überraschung ist die Kehrtwende von Karl Lauterbach, der bisher die Legalisierung von Cannabis strikt abgelehnt hatte. Für sein Umdenken gibt es wichtige Gründe. Er sieht in der unkontrollierten Abgabe von Cannabis ein großes gesundheitliches Risiko für die Menschen. Denn niemand weiß, was in den Produkten enthalten, womit sie verunreinigt sind. Werden Produktion und Abgabe kontrolliert und entsprechende Qualitätsstandards zugrunde gelegt, ist das Risiko des legalen Cannabis-Konsum für die Gesundheit des Einzelnen viel niedriger als bei der Abgabe von Cannabis in schlechter Qualität. Aus diesem Grund soll bereits nach der Sommerpause 2022 ein entsprechender Gesetzentwurf auf die Tagesordnung kommen, der bis Frühling 2023 rechtskräftig sein könnte

Die Branche wartet schon gespannt auf den Startschuss

Der Cannabis-Markt ist ein Milliardenmarkt, der nur darauf wartet, zu starten. Die Branche jedenfalls steht schon bereit, wie beispielsweise der Branchenriese SynBiotic SE. In Deutschland konsumieren etwa fünf Prozent der Erwachsene regelmäßig Cannabis. Bisher war das illegal. Cannabis für medizinische Zwecke gibt es erst seit 2017 legal in Apotheken. Dabei gelten sehr strenge Auflagen für die Abgabe.

Furore machen derzeit auch CBD-Produkte, die nur geringe Mengen an THC enthalten dürfen – weniger als 0,2 Prozent. Allerdings kommt es immer wieder zu Problemen mit den Behörden. Trotz aller Widrigkeiten finden die Produkte den Weg zu den Verbrauchern und finden als Lebensmittel, Nahrungsergänzungsmittel oder in Salben und Cremes Anwendung und großen Anklang. Die Branche geht davon aus, dass die Legalisierung von Cannabis sich auch hier positiv bemerkbar machen wird.

Der Staat profitiert am Ende auch

Wenn Cannabis endlich legal in Deutschland erhältlich ist, ist das auch sehr positiv für den Staat, insbesondere für die Staatskasse. Statista hat berechnet, dass sich die Legalisierung mit rund 4,7 Milliarden Euro im Bundeshaushalt niederschlagen wird. Dabei handelt es sich vor allem um direkte Steuereinnahmen in Höhe von rund 1,8 Milliarden Euro. Auch indirekt ist mit großen Auswirkungen zu rechnen, wenn Arbeitsplätze entstehen, Lohnsteuer fließt oder weniger Polizeieinsätze und Gerichtsverhandlungen notwendig sind.

Cannabis nach dem „Deutschen Reinheitsgebot“?

Bevor der Gesetzentwurf auf den Weg kommt, sind noch zahlreiche offene Fragen zu klären. Vor allem stellt sich die Frage, wie die Legalisierung genau vonstattengehen soll. Auf welchem Weg soll das Cannabis zu den Verbrauchern gelangen? Erfolgt die Abgabe an die Konsumenten nur über Apotheken? Oder ist es denkbar, Coffeeshop-ähnliche Konzepte zu entwickeln? Welche Regeln soll es dabei geben? Werden die Anbieter eine Lizenz brauchen?

Lars Müller, CEO von SynBiotic SE zum Beispiel spricht sich für ein „Cannabis-Reinheitsgebot“ aus. Dieses solle festlegen, welchen Qualitätsstandard THC-haltigen Produkte einhalten müssen. Demnach müsste sich Cannabis zu Genusszwecken deutlich vom medizinischen Cannabis unterscheiden. Laut Müller sei es deshalb auch unwahrscheinlich, dass Cannabis für den Genuss- und Freizeitmarkt in den Apotheken erhältlich sein wird. Schließlich sprechen die beiden Produktgruppen auch ganz verschiedene Zielgruppen an.

Sind beim Anbau ebenfalls gesetzliche Regelungen geplant?

Dabei stellt sich auch die Frage, wie das Cannabis nach Deutschland kommen soll. Ist nur der Import geplant oder sollen auch deutsche Hersteller die entsprechenden Rahmenbedingungen vorfinden, um heimisches Cannabis anzubieten? Für den Verkauf und die private Nutzung, den privaten Anbau ist es relativ einfach, entsprechende Regelungen festzulegen. Doch der Anbau in Deutschland stellt die Produzente vor eine große Herausforderung. Derzeit gibt es kaum Anbaukapazitäten. Die Produktion in Deutschland kann schrittweise anlaufen. Am Anfang sind die Anbieter allerdings auf Importe angewiesen. Dabei hoffen die Produzenten, dass es nicht allzu viele Reglementierungen für den Anbau geben wird.

Gute Qualität muss gewährleistet sein

Die Branche wünscht sich neue Qualitätsstandards, damit das Geschäft mit dem legalen Cannabis auch für alle rentabel wird. So wie das medizinische Cannabis hergestellt werden muss – in Reinräumen – wäre es keine Option für eine großflächige Produktion. Denkbar wären beispielsweise genaue Vorschriften, ähnlich dem Deutschen Reinheitsgebot für Bier, wie im Vorschlag von SynBiotic SE CEO Lars Müller. Denn bislang sind sowohl Qualität wie auch Reinheit der Produkte auf dem Schwarzmarkt unbekannt.

Denkbar sind Handelsketten

Geplant ist laut Bundesregierung „die kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizenzierten Geschäften“. Die Cannabiswirtschaft hat dazu schon genaue Ideen geäußert. Wünschenswert wären hippe Fachgeschäft, in denen gut ausgebildetes Fachpersonal die Produkte verkauft. Der verantwortungsvolle Umgang mit Cannabis soll dabei auf jeden Fall gewährleistet bleiben. Denn auch wenn Cannabis legal ist, bleibt es eine Droge, die auch mit Risiken behaftet ist.

Große Unternehmen planen schon längst

Die Unternehmensgruppe SynBiotic SE hat sich für den Moment der Legalisierung breit aufgestellt. So entstand zuletzt ein Joint Venture mit den Gastro- und Franchise-Experten der Enchilada Group. Gemeinsam will man Vertrieb und Abgabestellen in Form einer Cannabis-Handelskette auf die Beine stellen. Die Planungen für den Import, die Vermarktung und den Verkauf sind bereits in Arbeit. Sobald Cannabis legalisiert ist, kann das Unternehmen die Pläne hervorholen und direkt loslegen.

Bild: Pexels, Aphiwat chuangchoem

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