Interviews

Interview mit Franz Sauerstein von Gründerschiff

Kannst du dich bitte unseren Lesern kurz vorstellen? Wer bist du und was machst du?

Mein Name ist Franz Sauerstein und ich bin für das Marketing von Gründerschiff verantwortlich. Seit vier Jahren führe ich eine Agentur für Online – Marketing in Konstanz am Bodensee, in meiner Freizeit arbeite ich viel in der demokratischen Jugendpartizipation. Seit einem Jahr helfe ich die Systemgründungsberatung Gründerschiff aufzubauen.

Was genau macht Euer Start-Up und was ist das Besondere an Eurer Geschäftsidee?

Gründerschiff ist Deutschlands größte Systemgründungsberatung. Im Gegensatz zu klassischen Gründungsberatungen begleiten wir Gründerinnen und Gründer möglichst von der Idee bis zur Nachfolgeregelung – wir denken nicht als Dienstleister, sondern als Mitunternehmer. Durch unsere schlanken Strukturen, gute Netzwerke in die Investoren- und Mediaszene und unsere qualitätsgesicherten Prozesse können wir Gründerinnen und Gründern kostenschonende Begleitung anbieten. Dadurch können diese sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, vermeiden häufige (und gefährliche) Fehler und lernen zum richtigen Zeitpunkt die passenden Fähigkeiten, um ihr Unternehmen wachsen zu lassen.
Gab es bereits eine Seed-Finanzierung? Crowdfunding? Oder gibt es Business-Angel die euch bei eurem Vorhaben unterstützen?

Wir haben die Pre-Seed bereits hinter uns und starten jetzt in die Seed-Phase. An Bord haben wir drei Business Angels – zwei aus dem Mittelstand und einen aus der Konzern- und Investorenbranche. Wir peilen für unsere Seedfinanzierung 600.000 € an.

Wo sitzt Ihr und warum habt Ihr Euch für diesen Standort entschieden? Was findet Ihr besonders gut an Eurem Standort?

Wir sitzen in Konstanz am Bodensee, in Süddeutschland. Unser Team ist hier verwurzelt, die Lebensqualität ist unglaublich hoch. In Konstanz ist die Dichte der Kreativen fast so hoch wie in Berlin – und das merkt man an der hiesigen Gründerszene. Zusätzlich sitzen wir im Dreieck spannender Ballungs- und Finanzierungsräume: Stuttgart, Zürich und München. Die Hubs Berlin und London sind nur eine Flugstunde entfernt. Für unsere Lotsen, die vor Ort in den Regionen sitzen und dort die Kunden betreuen, sind Schulungen am See immer wie ein Kurzurlaub.

Was sind Eure Planungen für die nächsten Jahre? Wird es eine kleine / größere Finanzierungsrunde geben? Wachstumsprognose etc.?

Nach Abschluss der Seedrunde wird eventuell noch eine dritte Finanzierungsrunde (ca. 1,5 Mio. EUR) im Raum stehen. Das ist abhängig von unserer Entwicklung. Wir haben unterschiedliche Wachstumsszenarien, die sowohl eine größere vertikale Integration von Gründerservices als auch ein Wachstum im – vorerst deutschsprachigen – Ausland vorsehen.

Im Fokus steht aber erstmal eine möglichst umfassende Marktabdeckung der 55 Gründerschiff Regionen in Deutschland sowie der weitere Ausbau unseres bereits jetzt sehr umfangreichen Kooperationspartnernetzwerks.

Was waren die größten Schwierigkeiten, die Ihr auf Eurem Gründungsweg überwinden musstet?

Da haben wir sicherlich viele Erfahrungen mit anderen Gründerteams gemeinsam: Bis wir das passende Team für den Start zusammen hatten, hat es einige Zeit gedauert. Auch haben wir den zeitlichen Aufwand für die Betreuung unserer regionalen Gründerschiff Lotsen zu niedrig eingeschätzt. Dank unserer Erfahrungen in den letzten Monaten haben wir das mittlerweile gut im Griff. Nicht zuletzt hatten wir das Online Marketing zu früh outgesourced. Nachdem das nicht funktioniert hat, haben wir das erstmal wieder bei uns angesiedelt und die entsprechenden Prozesse soweit verfeinert, dass wir das auch sehr effizient selbst steuern können.

Bei allen Schwierigkeiten merken wir aber, dass die Gründerszene und die Branche für Gründerservices sowie die einschlägigen Medien sehr offen für Kooperationen mit uns sind. Insbesondere, seitdem wir das Online Marketing wieder selbst machen und damit offenbar deutlich authentischer wirken.

Welche Informationsquellen für Gründer (Blogs, Webangebote, Magazin, Bücher, Beratungsstellen) könnt ihr anderen Gründern empfehlen?

Wer mit dem Gedanken spielt zu gründen, sollte sich auf jeden Fall nach einer Veranstaltung von Gründern für Gründer umsehen, wie zum Beispiel die Startup Lounge Bodensee. Meist gibt es auch ein Gründergrillen oder einen Gründerstammtisch in der Region. Hier kann man hautnah erfahren, was es heißt, selbstständig zu sein und seine Idee von erfahren Köpfen kritisieren lassen und so verbessern.

Der nächste Gang sollte dann der zur IHK oder HWK sein. Die Begleitung dort ist zwar nicht langfristig, aber das Gründungsseminar ist meist eine gute Orientierung, vor allem für die betriebswirtschaftlichen Aspekte.

Online können wir die Facebookgruppe „Gründermagnet“ empfehlen, den Blog von Debitoor und natürlich unser eigenes Logbuch.

Gibt es Vorbilder aus der Gründer- bzw. Startupszene?

Wir haben nicht das eine Vorbild, sondern sehr viele unterschiedliche Menschen mit Vorbildcharakter: Michael Silberberger, Gründer u.a. von firma.de, Semigator und GoAhead, ist einer davon. Er hat ähnliche Angebotslücken für Gründer und Selbstständige gefunden, wie wir, und auf seine Art zu schließen versucht.

Zu den Vorbildern gehören aber auch beinahe gleich alte Gründerinnen und Gründer, wie Anna Alex von Outfittery oder Christian Janisch von DeinBus.de, die neben ihren durchaus erfolgreichen Gründungen vor allem mit ihrer natürlichen Social Media Nutzung als Vorbilder gelten.

Und zuletzt sind UnternehmerInnen wie Sina Trinkwald zu nennen, die neben dem wirtschaftlichen Erfolg auch inhaltliche Ziele mit ihrer Arbeit verfolgen und damit auch zu moralischen Vorbildern werden.

Was würdet Ihr Euch von der Gründerlandschaft in Deutschland oder auch an eurem Standort wünschen?

Unsere Vorstellung ist es, Deutschland noch viel gründerfreundlicher zu machen, als es – vielen Unkenrufen zum Trotz – heute schon ist. Dass das mit einfachen Mitteln möglich ist, zeigen die vielen aktiven Player unserer „Heimatgründerszene“, bei deren Veranstaltungen selbst im verhältnismäßig kleinen Konstanz regelmäßig mehr als 100 Gründer und Gründungsinteressierte mit von der Partie sind. Der Grund dafür ist auch eine starke Präsenz des Themas Gründen in den regionalen Medien und der regionalen Öffentlichkeit.

Deutschland profitiert von der Gründerkultur durch Veränderungen in der Fehlerkultur (Fehlerkommunikation wird werden möglich, ein offener Umgang damit reduziert aber das Risiko für die Wiederholung des Fehlers) und durch eine Belebung der Innovationskraft des Landes. Niemand widmet sich so direkt den Herausforderungen für unsere Gesellschaft, wie Gründer. Gründerkultur zu entwickeln ist deshalb Aufgabe der ganzen Gesellschaft.

Deshalb wäre es sehr wünschenswert, wenn sich in Deutschland auch eine andere Investmentkultur entwickeln könnte: Es geht bei Investitionen in Gründungen nicht darum, der erste beim nächsten Facebook zu sein. Nein, es geht darum, weitere erfolgreiche Weltmarktführer in Familienunternehmensgröße zu entwickeln. Investitionen in solche Vorhaben sind bedeutend weniger riskant und können trotzdem sehr lukrativ sein. Wir haben bereits ein Konzept für eine Finanzierungsplattform für solche Investments entwickelt und suchen aktuell noch nach den passenden operativen und finanziellen Partnern für die Realisierung.

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