Ob als Führungsnachwuchskraft, Existenzgründer oder etablierter Unternehmer – jeder erntet dann Erfolg, wenn er vollen Zugang zum eigenen Potenzial hat und seine Ressourcen zu nutzen weiß. Die Konkurrenz ist groß, der Erwartungsdruck von Vorgesetzten, Investoren, Kunden und Mitarbeitern ebenfalls. Hier bestehen vor allem jene, die über ein gutes Selbstmanagement verfügen. Denn als Grundlage jeden Managements gilt: Nur wer sich selbst führen kann, kann auch andere führen. Wo wir beim Thema Führung sind: Haben Sie Ihre beruflichen und persönlichen Ziele formuliert? Soll der eingeschlagene Weg nicht in die Irre führen, sind klare, positive, aktive Ziele (Ergebnis- und Prozessziele) wichtige Schritt. Im Spitzensport hat jeder Athlet und Trainer für sich positive Ziele definiert: Der Stürmer im Fußball hat das gegnerische Tor als Ziel vor Augen, der Marathonläufer den Zieleinlauf, der Skispringer den perfekten Flug – haben Sie Ihre Ziele auch schon formuliert? Erfolgreiche Sportler analysieren ihre letzte Saison und jeden ihrer Wettkämpfe, halten ihre Ziele schriftlich fest, bereiten sich je nach Analyse und Ziele auf den nächsten Wettbewerb und Saison vor.
„Der Weg ist das Ziel. Aber das Ziel bestimmt den Weg.“
Ziele steuern unsere Aufmerksamkeit und unser Verhalten auf sämtlichen Ebenen. Sie erhöhen unser Durchhaltevermögen, unsere Anstrengungsbereitschaft und mobilisieren Energien. Ziele unterstützen die Entwicklung neuer Lern- und Lösungsstrategien. Aus welchen Gründen? Weil wir mit einem klaren Ziel vor Augen etliches ausblenden, was links und rechts vom Weg liegt und stattdessen vieles wahrnehmen, was und wer uns hilft, um unser Ziel zu erreichen. Achten Sie einmal bewusst darauf: Haben Sie ein Ziel anvisiert, begegnen Sie vielen Personen, die mit diesem Thema zu tun haben. Ziele haben eine Anziehungskraft.
Mit klaren Zielen vor Augen wissen Sie eher, wann Sie sich in die richtige Richtung bewegen – und wann nicht. Sie wissen auch, wann Sie »Ja« oder »Nein« sagen müssen, wann Sie besser kämpfen sollten oder gelassen sein können. Es ist wichtig, Ziele richtig zu wählen, weil sie uns bewusst und unbewusst steuern. Wenn wir das Ziel dann erreichen, stärkt dieses Erfolgserlebnis unseren Selbstwert und unser Selbstvertrauen. Wir fühlen uns sehr gut und motiviert. Dieser Energieschub macht Lust, weitere, neue Ziele zu setzen. Ohne Ziele generieren wir kein Wachstum.
Mentale Stärke
Haben Sie Mut für Neues? Wissen Sie, wo Ihre Stärken und Talente liegen? Glauben Sie an sich? Vertrauen Sie sich und Ihren Möglichkeiten? Was sogenannte Highperformer – ob im Business oder im Spitzensport – u.a. auszeichnet, ist die Fähigkeit, sich ihrer Stärken bewusst zu sein, auf sie zu vertrauen und sie gezielt zu nutzen. Sie sind mental und emotional stark. Und das befähigt sie, besser mit den Widrigkeiten auf dem Weg zum Ziel zurecht zu kommen. Der Sportpsychologe James E. Loehr hat es so formuliert: »Mentale Stärke ist die Fähigkeit, sich ungeachtet der Wettkampfbedingungen an seiner oberen Leistungsgrenze zu bewegen.« Unsere Handlungen gehe n immer mit mentalen Prozessen einher. Diese werden gleichermaßen von unseren Gedanken, Gefühlen und unserer körperlichen Haltung beeinflusst. Und diese können wir bewusst steuern. Mentaltraining hilft, negative Denkmuster zu durchbrechen, Gefühle zu wandeln, dies mit der Körperhaltung positiv zu unterstützen und, last, but not least, unsere Stärken zu stärken.
Unzählige Wettkämpfe wurden schon von Sportlern gewonnen, weil sie die Ruhe behalten haben und sich konzentrieren konnten, obwohl ein anderer eindeutig Favorit war. Wer mentale und emotionale Stärke aufbaut, reduziert Ängste und Zweifel, geht anders mit Scheitern und Niederlagen um, lernt aus Fehlern. Mentaltraining dient, um es mit den Worten des Sportpsychologen Hans Eberspächer zusammenzufassen, der Optimierung des Eigenzustands, dem effektiven Handeln und dem Umgang mit Anforderungen jenseits der Routine (vgl. Eberspächer, 2004, S. 65). Mentale Übungen helfen, sich auch in High-Performance-Situationen konzentrieren zu können, Stress und Druck abzubauen.
Auf ins Kopfkino – die Macht der inneren Bilder
Um ein Ziel zu verinnerlichen, so dass es unsere mentalen Prozesse beeinflusst – und damit auch unser Handeln und Verhalten – können wir unsere Vorstellungskraft nutzen. Spitzensportler tun dies, um z.B. Bewegungsabläufe zu optimieren. Die Visualisierung bildet eine Brücke zwischen Geist und Körper, sie wirkt strukturbildend im Gehirn. Die geistigen Bilder werden sozusagen Teil unserer mentalen Software.
Ãœbung Zielvisualisierung
Formulieren Sie Ihr Ziel so konkret, dass Sie den Zielzustand sehen, hören und spüren, vielleicht auch riechen und schmecken können. Schließen Sie die Augen und erleben Sie möglichst intensiv, wie es sein wird, am Ziel zu sein! Versetzen Sie sich in das Bild Ihres gewünschten Ergebnisses. Lassen Sie vor Ihrem inneren Auge einen Film ablaufen, indem Sie das Ziel schon erreicht haben. Wiederholen Sie das, so oft Sie möchten. Mit jeder Wiederholung verstärken Sie Ihre innere Motivation zur Zielerreichung.
Das Vorwegerleben weckt Begeisterung und aktiviert Energien. Ziele, die in der Vorstellung bereits mehrfach erfolgreich erlebt wurden, stärken das Selbstvertrauen. Sie wirken im Sinne sich selbst erfüllender Prophezeiungen positiv in die Gegenwart zurück. Das wiederholte Erleben der erfolgreichen Zielerreichung ist ein wesentliches Element des Mentaltrainings. Je öfter man sich in diesen Zielzustand versetzt, umso stärker wird die diesbezügliche mentale Landkarte ausgeprägt. Hier wird der Weg zum Erfolg gebahnt (vgl. Amler, Bernatzky u. Knörzer, 2006).
Mentale Stärke baut sich nicht über Nacht auf. Um Ihr Denken auf Erfolg zu konditionieren, braucht es Zeit und Geduld. Freuen Sie sich über jeden kleinen Schritt zur mentalen Stärke. Haben Sie keine Angst vor Veränderung. Sie bedeutet Weiterentwicklung – und diese sollte stets Ihr Bestreben sein, egal, ob Sie Führungsnachwuchskraft, Existenzgründer oder etablierter Unternehmer sind.
Literatur:
Amler, W., Bernatzky, P., Knörzer, W. (2006): Integratives Mentaltraining im Sport; Meyer & Meyer, Aachen.
Eberspächer, H. (2004): Ressource Ich: Der ökonomische Umgang mit Stress; Hanser, München, S. 65.
Loehr, J.E. (1996): Die neue mentale Stärke. Sportliche Bestleistung durch mentale, emotionale und physische Konditionierung; BLV, München/Wien/Zürich, S. 21.
Zur Autorin:
Antje Heimsoeth, Expertin für Selbstführung, Mentale Stärke und Motivation, Dipl. Ing. (FH), gehört zu den bekanntesten Mental Coaches und Vortragsrednerinnen im deutschsprachigen Raum. Seit 2003 führt sie in Rosenheim ihr Institut, die SportNLPAcademy® und Leadership Academy, wo sie Seminare, Ausbildungen und Coachings in den Bereichen Business, Gesundheit und Sport anbietet. Weltweit tätig. Sie wurde als „Vortragsrednerin des Jahres 2014“ ausgezeichnet.
TV Auftritte bei Sport1, hamburg1, BR und Sky. Ihr Praxiswissen hat Antje Heimsoeth bereits in mehreren Büchern niedergeschrieben. Ihr neuestes Werk „Chefsache Kopf. Mit mentaler und emotionaler Stärke zu mehr Führungskompetenz“ (Springer Gabler, Wiesbaden 2015, ISBN 978-3-658-05774-9, 205 Seiten, http://chefsache-kopf.de/) zählt bereits zu den Bestsellern unter den Motivationsbüchern.
Infos: www.antje-heimsoeth.com, www.business-mentaltrainer.eu