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Aktienkauf: Neobroker verführen zu Anlage-Fehlern

Die Corona-Pandemie hat eine Welle von neuen Anlegern hervorgebracht, die sich zum ersten Mal an den Märkten versuchen: 15% aller aktuellen Anleger, so Schätzungen, haben in 2020 oder 2021 zum ersten Mal eine Aktie gekauft.  Die Pandemie war der perfekte Zeitpunkt, um mit dem Investieren zu beginnen: Aktien wurden billiger, als der Markt einbrach, die Zinssätze für Sparkonten gingen endgültig auf null zurück und viele Verbraucher saßen zu Hause fest und hatten zum ersten Mal Zeit, sich mit dem Thema Aktien zu beschäftigen.

Diese Zeit nutzen auch die „Neobroker“, um mit dem vermeintlich kostenlosen Aktienhandel Marktanteile zu erobern. Dies gelang leicht gegen die traditionellen Hausbanken, die noch immer zum Teil sehr hohe Gebühren für den Kauf von Unternehmenstiteln oder Fonds verlangen. Eine Alternative zu den (zu) teuren klassischen Banken und den aggressiv werbenden Neobrokern sind Online-Trader wie Agora direct aus Berlin, die schon länger erfolgreich am Markt sind.

Aber (fast) unabhängig von der Wahl des richtigen Aktienhändlers gibt es einige Fettnäpfchen, in die auch erfahrene Anleger treten können. Die sieben wichtigsten davon:

  1. Das ständige Beobachten der Märkte
  2. Trends hinterherlaufen
  3. Ratschläge aus den sozialen Medien befolgen
  4. Investitionen keine Zeit zum Wachsen geben
  5. Geld investieren, das bald gebraucht wird
  6. Unklare Anlageziele haben
  7. Investitionen gänzlich aufschieben

Der größte Fehler: Das ständige Beobachten der Märkte

Dieser Fehler wird von allen professionellen Anlagerexperten und Händlern als häufigster genannt. Zunächst mag sich das für den Aktieneinsteiger unlogisch anhören, denn wer in einen bestimmten Wert oder eine Branche investiert hat sollte doch wissen, wie sich dieser tagtäglich entwickelt. Eben nicht, sagen die Profis: „Ich habe vielen Kunden geraten, den Fernseher und alle Finanz-Apps auszuschalten und die täglichen Marktnachrichten nicht mehr zu verfolgen“, sagt Danielle Harrison, Finanzchefin bei „Harrison Financial Planning“. Es sei zwar normal (und im Allgemeinen ratsam), die gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen im Auge zu behalten, aber es wäre auch leicht möglich, sich von dem Auf- und Ab des Marktes mitreißen zu lassen. Die Märkte sind schließlich ständig in Bewegung, und der Versuch, ihnen in Echtzeit zu folgen, kann dazu führen, dass Anlagen ständig überprüft und geändert werden, obwohl es besser wäre, sie in Ruhe zu lassen.

Hier setzt auch eine massive Kritik der Verbraucherschützer an Neo-Brokern wie „Trade Republic“ an: Durch ein ausgeklügeltes Nachrichten-System bekommen die Nutzer permanent Anregungen, dazu zu kaufen oder zu verkaufen – denn an diesen Handelsaktivitäten verdienen die „Neos“ viele Millionen Euro. An Anlegern, die wie Profis einer Aktie oder einen Fond lange Zeit geben, um sich zu entwickeln, haben Neobroker kein Interesse, den an denen wird nichts verdient. Online-Trader, die wie das Berliner Unternehmen Agora direct schon viel länger am Markt sind, arbeiten dagegen mit einem transparenten Preismodell, dass deutlich günstiger ist als das der klassischen Banken und bieten sogar einen persönlichen telefonischen Beratungsservice an – keine Chatbots.

Neobroker verleiten zum „Zocken“ – dem Gegenteil von Investieren

Schnelles An- und Verkaufen ist vor allem bei Aktieninvestoren mit wenig Erfahrungen zu beobachten: „Sie werden wahrscheinlich schlechter abschneiden, als wenn Sie von vornherein bei Ihrer ursprünglichen Strategie geblieben wären“, sagt Douglas Boneparth, Mitautor des Anlageratgebers „The Millennial Money Fix“. Die Betrachtung negativer Wertentwicklungen kann zu überstürzten Entscheidungen führen, während positive Wertentwicklungen zu übermäßigem Selbstvertrauen führen können, erklärt Joe Lum, Vermögens-berater bei Intersect Capital. Anlageexperte Lum ist überzeugt, dass es für Anleger am besten ist, wenn sie ihre Performance (sowohl gute als auch schlechte) nicht zu häufig verfolgen. Es ist zwar einfacher als je zuvor, sofortige Informationen über die Fortschritte des Portfolios zu erhalten, aber das bedeutet nicht, dass dies notwendig ist: „Wenn wir einen Marathon laufen würden, wäre es nicht sinnvoll, unsere Laufleistung in Viertelmeilenschritten zu verfolgen“. Bei den seit einigen Jahren auf dem Markt befindlichen Neobrokern werden die Kunden dazu animiert, ihre Investitionen im Sekundentakt zu verfolgen.

Diese kontinuierliche Investment-Beobachtung ist für Experten der genau falsche Weg.  Der Fachbuchautor Boneparth empfiehlt zum Beispiel allen Anlegern, sich vor einer Investition zu fragen: „Kann ich diese Positionen über einen langen Zeitraum halten?“ Und die erfolgreiche Anlageberaterin Danielle Harrisson räumt sogar komplett mit der aggressiven Werbung der Neobroker auf, die manchmal suggeriert, Aktienhandel sei so etwas Ähnliches es wie ein ständiges Party-Event: „Investieren sollte langweilig sein“ und rät, Anlagen nur vierteljährlich zu überprüfen.

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